
Autor
Sebastian Küstermann
CCO
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CCO
Die Einführung eines ERP-Systems ist eine strategische Entscheidung, die weit über eine reine IT-Maßnahme hinausgeht. Sie dient dazu, zentrale Geschäftsprozesse zu digitalisieren, Abläufe zu optimieren und Daten unternehmensweit einheitlich verfügbar zu machen. In der Analyse- und Planungsphase werden die Grundlagen für den Projekterfolg gelegt: Ziele, Anforderungen und bestehende Prozesse werden systematisch erfasst und mit der Unternehmensstrategie abgeglichen. So entsteht ein klarer Fahrplan für die Auswahl und Einführung eines ERP-Systems, das nicht nur technische Anforderungen erfüllt, sondern aktiv zur Weiterentwicklung des Unternehmens beiträgt.
Vor der ERP Einführung sollte man sich bewusst machen, was ein ERP System ist. Ein ERP-System (Enterprise Resource Planning) ist eine unternehmensweite Softwarelösung, die alle zentralen Geschäftsprozesse integriert, steuert und automatisiert. Das Ziel besteht darin, Informationen, Abläufe und Ressourcen wie Material, Personal, Kapital und Daten effizient zu verwalten und in einem gemeinsamen System abzubilden. Durch die gezielte Steuerung und Optimierung von Abläufen sorgt das ERP-System dafür, dass sämtliche Prozesse im Unternehmen reibungslos und effizient ablaufen.
Das System unterstützt die jeweiligen Fachabteilungen in ihrer täglichen Arbeit. Zu den zentralen Modulen eines ERP-Systems zählen unter anderem:
Dieses Modul umfasst Funktionen wie das Erstellen und Verwalten von Rechnungen, die Erstellung von Bilanzen sowie die Durchführung der Kostenrechnung. Es bildet die finanzielle Grundlage des Unternehmens und sorgt für die Einhaltung gesetzlicher Vorgaben.
Hier werden alle Prozesse rund um das Bestellwesen, die Lieferantenverwaltung sowie die Bedarfsermittlung gesteuert. Ziel ist eine effiziente Versorgung des Unternehmens mit Materialien und Dienstleistungen.
Dieses Modul unterstützt das Kundenmanagement, die Angebotserstellung und die Auftragsabwicklung. Es hilft dabei, Kundenbeziehungen zu pflegen und Verkaufsprozesse effizient zu gestalten.
Die Bestandsführung, der Versand, der Wareneingang und weitere logistische Prozesse werden in diesem Modul organisiert. Es gewährleistet die Verfügbarkeit von Materialien und Produkten zur richtigen Zeit am richtigen Ort.
Die Fertigungsplanung, die Verwaltung von Stücklisten sowie die Steuerung von Maschinen und Produktionsabläufen sind zentrale Bestandteile dieses Moduls. Es ermöglicht eine reibungslose und effiziente Produktion.
Um die Effizienz weiter zu steigern, werden die Produktionsprozesse im Detail analysiert und optimiert.
Dieses Modul unterstützt unter anderem die Lohn- und Gehaltsabrechnung, die Zeiterfassung der Mitarbeitenden sowie das Bewerbermanagement. Es trägt zur strukturierten Organisation aller personalbezogenen Aufgaben bei.
Die Kerneigenschaft eines ERP Systems ist die gemeinsame Datenbasis, auf die alle Module zugreifen. Dadurch sind alle Informationen zentral gespeichert und jederzeit aktuell verfügbar. So kann beispielsweise der Vertrieb direkt auf Lagerbestände zugreifen, die von der Logistik gepflegt werden, oder die Buchhaltung erhält automatisch die relevanten Daten aus dem Einkauf. Diese zentrale Datenhaltung verhindert redundante Datenpflege, minimiert Fehlerquellen und erhöht die Transparenz innerhalb des gesamten Unternehmens. Das Ergebnis ist eine effizientere Zusammenarbeit der Abteilungen und eine verbesserte Entscheidungsgrundlage auf allen Ebenen.
Die Einführung eines ERP-Systems ist eine strategische Entscheidung mit weitreichendem Einfluss auf die gesamte Organisation. Um sicherzustellen, dass das Projekt von Anfang an in die richtige Richtung verläuft, ist eine gründliche Analysephase unerlässlich. Umfassende Analysen bilden dabei die Grundlage für eine präzise Planung und die Definition klarer Ziele im Rahmen der ERP-Einführung. In diesem ersten Teil unserer Knowledgebase-Serie erfahren Sie, warum die Analysephase so wichtig ist, welche Schritte dazugehören und wie Sie die Weichen für den Projekterfolg stellen.
Die Analysephase bildet das Fundament für das gesamte ERP-Projekt. Sie dient dazu, Klarheit über den Ist-Zustand, die Zielsetzungen und die Anforderungen zu schaffen. Bereits zu Beginn ist eine erste Einschätzung der Anforderungen und des Projektumfangs entscheidend, um die weitere Planung gezielt und effizient zu gestalten. Ohne eine fundierte Anforderungsanalyse besteht die Gefahr, dass das ERP-System an den tatsächlichen Bedürfnissen des Unternehmens vorbeigeplant wird. Fehler in dieser frühen Phase wirken sich später oft teuer und zeitraubend aus.
Bevor konkrete Maßnahmen ergriffen werden, müssen folgende Fragen beantwortet werden: Warum soll ein ERP-System eingeführt oder ersetzt werden?
Die Ziele können vielfältig sein: von der Steigerung der Prozesseffizienz über die Digitalisierung der gesamten Wertschöpfungskette bis hin zur Vorbereitung auf die internationale Expansion des Unternehmens.
Eine strukturierte Durchführung der Analysephase ist entscheidend für den Erfolg eines ERP-Projekts. Eine detaillierte Checkliste hilft dabei, alle notwendigen Schritte systematisch zu erfassen und Risiken frühzeitig zu erkennen.
Der Strategieabgleich ist ein entscheidender Schritt bei der Einführung eines ERP-Systems. In dieser Phase werden die langfristigen Unternehmensziele mit den Möglichkeiten und dem Nutzen der ERP-Software in Einklang gebracht. Ziel ist es, eine klare Strategie zu entwickeln, die sicherstellt, dass das neue ERP-System nicht nur technische Anforderungen erfüllt, sondern auch die übergeordneten Ziele des Unternehmens unterstützt.
Ein zentraler Aspekt des Strategieabgleichs ist die umfassende Analyse der bestehenden Geschäftsprozesse. Hierbei wird geprüft, wie die Prozesse aktuell ablaufen und an welchen Stellen Optimierungspotenzial besteht. Die ERP-Software spielt dabei eine wichtige Rolle, indem sie Abläufe automatisiert, Medienbrüche eliminiert und Transparenz schafft. Durch die gezielte Verbindung von Unternehmenszielen und den Stärken des ERP-Systems kann das Unternehmen seine Effizienz steigern, Fehlerquellen reduzieren und die Produktivität nachhaltig erhöhen.
Ein weiterer Vorteil dieses Schritts ist, dass die Einführung eines ERP-Systems nicht als reines IT-Projekt verstanden wird, sondern als strategische Maßnahme zur Weiterentwicklung des gesamten Unternehmens. So wird sichergestellt, dass das System optimal auf die individuellen Bedürfnisse abgestimmt ist und die gewünschten Ergebnisse erzielt – von der Verbesserung der Datenqualität bis hin zur Unterstützung neuer Geschäftsmodelle. Der Strategieabgleich bildet somit das Fundament für eine erfolgreiche ERP-Einführung und eine nachhaltige Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit.
Der Strategieabgleich ist ein zentrales Element der Analysephase. Dabei wird die geplante ERP-Einführung mit den langfristigen Unternehmenszielen abgeglichen.
Wachstum fördern: Skalierbare Prozesse und Strukturen schaffen, um das Unternehmenswachstum effizient zu begleiten.
Effizienz steigern: Durchgängige Workflows, automatische Buchungen oder zentrale Datenpflege senken Kosten und erhöhen die Produktivität.
Internationalisierung ermöglichen: Mehrsprachigkeit, Mehrwährungsfähigkeit und länderspezifische Compliance-Vorgaben müssen abgebildet werden können.
Transparenz erhöhen: Ein zentraler Datenbestand und rollenbasierte Auswertungen ermöglichen fundierte Entscheidungen.
Ein erfolgreicher Strategieabgleich stellt sicher, dass die ERP-Implementierung kein reines IT-Projekt bleibt, sondern zum zentralen System für die Umsetzung der Geschäftsstrategie wird.
Ein weiterer wichtiger Schritt in der Analysephase ist die Ist Analyse und detaillierte Aufnahme der Ist-Prozesse im Unternehmen. Dabei werden alle relevanten Abläufe dokumentiert, analysiert und hinsichtlich ihres Verbesserungspotenzials bewertet. Um Optimierungspotenziale zu identifizieren, werden die Prozesse in allen Details geprüft.
Ohne ein klares Verständnis der bestehenden Prozesse ist es nicht möglich, fundierte Entscheidungen über die zukünftige Systemarchitektur zu treffen. Zudem hilft die Prozessaufnahme dabei, Schwachstellen und manuelle Arbeitsschritte zu identifizieren, die mit dem neuen ERP-System automatisiert oder optimiert werden können.
Workshops mit Fachabteilungen
Interviews mit Key-Usern
Prozessdiagramme (z. B. BPMN)
Analyse bestehender Systemlandschaften und Datenflüsse.
Das Ziel besteht darin, die Prozesse nicht eins zu eins in das neue System zu übertragen, sondern sie im Sinne der Digitalisierung und Effizienz neu zu denken.
Auf Basis der analysierten Prozesse und strategischen Ziele erfolgt im nächsten Schritt die Anforderungsdefinition. Sie beschreibt, welche Funktionen, Module und Schnittstellen das ERP-System enthalten muss, um die Unternehmensprozesse optimal zu unterstützen.
Eine gute Anforderungsdefinition zeichnet sich durch folgende Aspekte aus:
Funktionale Anforderungen: Welche konkreten Aufgaben soll das System erfüllen? (z. B. automatische Rechnungsprüfung, mehrstufige Freigabeprozesse, Seriennummernverwaltung).
Nicht-funktionale Anforderungen: Welche technischen Rahmenbedingungen sind wichtig? (z. B. Webfähigkeit, Benutzerfreundlichkeit, Performance)
Integrationsanforderungen: Welche Systeme müssen angebunden werden? (z. B. E-Commerce-Plattformen, Dokumentenmanagementsysteme)
Modulbedarf: Welche ERP-Module werden tatsächlich benötigt? (z. B. Finanzbuchhaltung, Lager, Produktion, HR)
Diese Anforderungen dienen später als Grundlage für die Systemauswahl, die Erstellung des ERP-Lastenhefts und die Implementierungsplanung.
Ein ERP-Projekt betrifft nahezu alle Unternehmensbereiche. Deshalb ist professionelles Stakeholder-Management in der Analysephase ein zentraler Erfolgsfaktor.
Die Geschäftsführung gibt strategische Ziele vor und trifft finale Entscheidungen.
Die IT-Abteilung ist verantwortlich für die technische Machbarkeit und Integration.
Fachabteilungen: Sie liefern Anforderungen und Know-how aus der Praxis.
Key-User: Sie sind das Bindeglied zwischen Fachabteilung und Projektteam.
Es zielt darauf ab, Transparenz und Akzeptanz im Projekt zu schaffen. Wer frühzeitig informiert, einbezogen und gehört wird, unterstützt das Projekt aktiv und hilft, spätere Widerstände zu vermeiden.
Ein oft unterschätzter Aspekt in der Analysephase ist die realistische Ressourcenplanung. Ohne eine klare Vorstellung davon, welche Mittel zur Verfügung stehen und benötigt werden, können Zeitpläne und Projektziele nicht eingehalten werden.
Zeitaufwand: Die Dauer der einzelnen Projektphasen muss realistisch abgeschätzt werden.
Budget: Lizenzkosten, Beratungskosten, Schulungen, Schnittstellenentwicklung, interne Aufwände
Personalressourcen: Verfügbarkeit interner Mitarbeiter (z. B. Projektleiter, Key-User), ggf. externe Unterstützung durch Berater oder Implementierungspartner
Technische Ressourcen: Hardware, Infrastruktur, Cloud-Kapazitäten.
Eine solide Ressourcenplanung ist die Grundlage für eine realistische Planung, Steuerung und den erfolgreichen Abschluss des ERP-Projekts.
Sie ist mehr als nur ein Pflichtschritt zu Beginn – sie ist die entscheidende Grundlage für alle weiteren Projektphasen. Wer hier sorgfältig vorgeht, schafft Klarheit, Transparenz und Sicherheit für alle Beteiligten. Durch eine strukturierte Herangehensweise mit Strategieabgleich, Prozessanalyse, Anforderungsdefinition, Einbindung der Stakeholder und realistischer Ressourcenplanung lassen sich Risiken minimieren und die Erfolgsaussichten des ERP-Projekts deutlich erhöhen. Besonders in komplexen ERP-Projekten ist eine strukturierte Planung und Steuerung der einzelnen Projekten entscheidend, um den Erfolg sicherzustellen.
Nach der Analysephase steht eine der wichtigsten Entscheidungen im gesamten ERP-Projekt an: die Auswahl der passenden ERP-Lösung. Bereits zu Beginn des Auswahlprozesses ist eine erste Einschätzung der Anbieter und Lösungen essenziell, um die Qualität und Eignung der Angebote besser bewerten zu können. Die Wahl der richtigen Lösung ist entscheidend dafür, ob das System die individuellen Anforderungen des Unternehmens erfüllt, skalierbar ist und im Alltag effizient unterstützt.
Der ERP-Markt ist groß und vielfältig. Es gibt spezialisierte Lösungen für kleine Unternehmen, skalierbare Systeme für den Mittelstand sowie hochkomplexe ERP-Plattformen für internationale Konzerne. Cloudbasierte Modelle konkurrieren mit On-Premises-Lösungen und Open-Source-ERP mit vollständig kommerziellen Suiten.
Um Ihnen eine erste Orientierung zu geben, finden Sie hier einen Vergleich von 15 bekannten ERP-Systemen, geordnet nach Zielgruppe, Branche, Betriebsart und Besonderheiten.
ERP-System |
Zielgruppe |
Branche |
Betriebsart |
Besonderheiten |
---|---|---|---|---|
SAP S/4HANA |
Großunternehmen |
Alle |
Cloud/On-Premise |
Weltweit verbreitet, skalierbar, komplex |
Microsoft Dynamics 365 |
KMU bis Großunternehmen |
Handel, Dienstleistung, Industrie |
Cloud |
Integriert mit Microsoft-Tools, modular |
Oracle NetSuite |
Mittelstand, Konzerne |
E-Commerce, SaaS, Finanzen |
Cloud |
Starke Finanzfunktionen, global ausgerichtet |
Sage X3 |
Mittelstand |
Produktion, Handel |
Cloud/On-Premise |
Gute Kostenkontrolle, schnelle Implementierung |
Odoo |
KMU |
Alle |
Cloud/Open Source |
Modular, Open-Source, kostengünstig |
IFS Cloud |
Mittelstand, Konzerne |
Anlagenbau, Luftfahrt, Fertigung |
Cloud |
Projektorientiert, starker Fokus auf Service |
proALPHA |
Industrie, Fertigung |
Maschinenbau, Produktion |
On-Premise/Cloud |
Speziell für Industrieunternehmen |
abas ERP |
Mittelstand |
Fertigung, Maschinenbau |
On-Premise/Cloud |
Flexibel anpassbar, deutschsprachig stark |
Infor CloudSuite |
Mittelstand, Konzerne |
Lebensmittel, Fashion, Fertigung |
Cloud |
Branchenlösungen, KI-Unterstützung |
Lexware Business |
Kleinunternehmen |
Buchhaltung, Büro |
Desktop/Cloud |
Einsteigerlösung für kleine Unternehmen |
Haufe X360 |
KMU |
Dienstleistung, Produktion |
Cloud |
Cloud-native, modernes UI |
SAP Business One |
KMU |
Alle |
Cloud/On-Premise |
SAP-typische Struktur in kleiner Version |
weclapp |
KMU |
Agenturen, Handel |
Cloud |
Benutzerfreundlich, gutes Preis-Leistungs-Verhältnis |
Epicor ERP |
Mittelstand |
Fertigung, Distribution |
Cloud/On-Premise |
Branchenfokus, hohe Anpassbarkeit |
BüroWARE / mesonic |
KMU |
Handel, Dienstleistung |
On-Premise/Cloud |
Deutschsprachige Lösung, modular aufgebaut |
Sobald feststeht, welche Leistungen das ERP-System erbringen soll, müssen diese strukturiert dokumentiert und den potenziellen Anbietern mitgeteilt werden. Ein detaillierter Projektplan ist dabei unerlässlich, um die Umsetzung und Steuerung der ERP-Einführung systematisch zu planen, Verantwortlichkeiten festzulegen und den zeitlichen Ablauf zu koordinieren. Ein gutes ERP-Lastenheft sorgt für die Vergleichbarkeit der Angebote und verhindert Missverständnisse bei der späteren Umsetzung.
Beschreibung des Unternehmens und seiner Strukturen
Projektziele und strategische Zielsetzungen
Detaillierte Prozessbeschreibungen (ggf. aus der Analysephase übernommen)
Auflistung aller funktionalen und nicht-funktionalen Anforderungen.
Angaben zur vorhandenen IT-Infrastruktur.
Anforderungen an Support, Schulung und ERP Einführung
Erstellung eines detaillierten Projektplans: Definition der einzelnen Projektphasen, Aufgaben, Verantwortlichkeiten und Meilensteine. Der Projektplan ist entscheidend für die strukturierte Planung und Koordination des Projekts und trägt maßgeblich zum Projekterfolg bei.
Zeitrahmen und Budgetvorgaben
Bewertungsmatrix zur Anbieterbewertung
Theorie ist wichtig, aber der Praxistest ist entscheidend. Nach einer ersten Vorauswahl von drei bis fünf geeigneten Systemen werden die Anbieter zu Demos oder sogar zu individuellen Workshops mit realen Use Cases aus dem Unternehmen eingeladen. Dabei ist es wichtig, dass die Lösungen im Detail geprüft werden, um eine fundierte Entscheidung treffen zu können.
Für die Auswahl eines ERP-Systems ist ein strukturierter Prozess erforderlich, der mehr als nur einen oberflächlichen Funktionsvergleich umfasst. Um die am besten geeignete Lösung zu identifizieren, müssen Unternehmen klare und fundierte Bewertungskriterien definieren. Diese ermöglichen einen objektiven Vergleich verschiedener Anbieter und eine Entscheidung auf Basis nachvollziehbarer Maßstäbe.
Ein zentrales Kriterium ist die funktionale Abdeckung des Systems. Dabei stellt sich die Frage, ob die angebotenen Module und Funktionen die bestehenden Geschäftsprozesse tatsächlich unterstützen oder ob Kompromisse erforderlich wären, die später zu ineffizienten Workarounds führen könnten. Je besser die Standardfunktionen eines ERP-Systems zu den unternehmensspezifischen Anforderungen passen, desto geringer ist der Anpassungsbedarf – und umso mehr Zeit und Kosten werden gespart.
Ebenso wichtig ist die Benutzerfreundlichkeit der Software. Selbst das leistungsfähigste ERP-System ist nutzlos, wenn die Anwender im Alltag damit nicht effizient arbeiten können. Ein intuitives, modernes Interface, eine logische Menüstruktur und eine rollenbasierte Benutzerführung sind hierfür entscheidende Erfolgsfaktoren. Systeme mit steiler Lernkurve erfordern zusätzlichen Schulungsaufwand und stoßen bei den Anwendern oft auf Ablehnung, was die Akzeptanz im Unternehmen gefährden kann.
Ein weiteres zentrales Bewertungskriterium ist die Skalierbarkeit und Erweiterbarkeit der Lösung. Ein ERP-System sollte mit dem Unternehmen mitwachsen können – sowohl in Bezug auf die Nutzerzahlen als auch auf neue Funktionen oder Geschäftsbereiche. Dies ist besonders für international ausgerichtete Unternehmen mit mehreren Standorten oder sich wandelnden Anforderungen wichtig, da das System flexibel anpassbar bleiben muss und keine technologische Sackgasse darstellen darf.
In der heutigen IT-Landschaft ist auch die Schnittstellenfähigkeit ein Muss. Ein modernes ERP-System steht in der Regel nicht isoliert, sondern muss sich reibungslos in die bestehende Softwarelandschaft integrieren lassen, etwa mit E-Commerce-Systemen, Dokumentenmanagement-Lösungen oder spezialisierten Branchenanwendungen. Von großer Bedeutung sind dabei offene Schnittstellen, API-Fähigkeit und Kompatibilität zu Standardprotokollen wie REST oder SOAP.
All diese Kriterien sollten im Vorfeld gemeinsam mit den wichtigsten Stakeholdern definiert, priorisiert und gewichtet werden. Auf dieser Grundlage lässt sich eine bewertbare Entscheidungsmatrix erstellen, mit der sich verschiedene ERP-Anbieter und -Lösungen systematisch vergleichen lassen. Dies erhöht die Transparenz im Auswahlprozess und ermöglicht eine nachvollziehbare und objektive Entscheidung – eine wichtige Grundlage für den späteren Projekterfolg und die langfristige Akzeptanz im Unternehmen.
Nicht nur Lizenzkosten bestimmen den Preis eines ERP-Systems. Die Total Cost of Ownership (TCO) umfasst alle laufenden und einmaligen Kosten über die gesamte Systemnutzung hinweg. Um die Gesamtkosten und die Investitionssicherheit realistisch einschätzen zu können, sind umfassende Analysen unerlässlich.
Kostenart |
Beispiele |
---|---|
Einmalige Kosten |
Lizenzen, Implementierung, Datenmigration, Schulungen |
Laufende Kosten |
Wartung, Updates, Cloud-Fees, Support, Hosting |
Interne Aufwände |
Personalzeiten für Projekt, Key-User, Schulungen |
Customizing & Entwicklung |
Anpassen von Modulen, Schnittstellenentwicklung |
Zukunftskosten |
Upgrades, Systemwechsel, zusätzliche Module |
Nach Auswahl und Vertragsabschluss beginnt die eigentliche technische Umsetzung des ERP-Systems. Ein zentraler Bestandteil dieser Phase ist die Installation des ERP-Systems, bei der die Software auf den vorgesehenen Systemen eingerichtet und alle Systemvoraussetzungen sowie die Kompatibilität geprüft werden. Ziel dieser Phase ist es, das System so zu konfigurieren und anzupassen, dass es die spezifischen Anforderungen des Unternehmens optimal abbildet. Dieser Prozess umfasst mehrere aufeinander abgestimmte Schritte.
Zunächst erfolgt die Grundkonfiguration. Dabei werden zentrale Strukturen wie Unternehmensstandorte, Buchungskreise oder Lagerplätze eingerichtet. Gleichzeitig wird das Benutzer- und Rollenmanagement definiert: Mitarbeiter erhalten systemseitig Rollen mit abgestuften Berechtigungen, um nur auf relevante Daten und Funktionen zugreifen zu können. Auch Workflows wie Genehmigungsprozesse im Einkauf oder automatisierte Eskalationen bei Lieferverzug werden in dieser Phase festgelegt.
Wo die Standardfunktionen nicht ausreichen, kommt Customizing zum Einsatz. Dabei werden Masken, Felder, Formulare oder sogar ganze Prozesse angepasst – etwa durch zusätzliche Pflichtfelder, neue Statusdefinitionen oder angepasste Menüstrukturen. Wichtig ist hier, möglichst nahe am Standard zu bleiben, um spätere Updates nicht zu behindern.
Ein weiterer kritischer Schritt ist die Integration bestehender Systeme. Oft müssen Drittsysteme wie CRM, E-Commerce-Plattformen, Zeiterfassung oder Dokumentenmanagement angebunden werden. Über standardisierte Schnittstellen (APIs) oder Middleware lassen sich Daten automatisiert austauschen, um manuelle Doppelerfassungen zu vermeiden.
Abschließend wird das Berichtswesen konfiguriert. Dashboards, KPIs (Key Performance Indicators) und automatisierte Reports sorgen dafür, dass Führungskräfte jederzeit Zugriff auf aktuelle und relevante Kennzahlen haben. Moderne ERP-Systeme ermöglichen es, individuelle Auswertungen grafisch aufzubereiten und regelmäßig per E-Mail oder in einem zentralen Cockpit bereitzustellen.
Die technische Implementierung ist die Basis für den späteren Erfolg – sie entscheidet darüber, wie effizient, sicher und transparent mit dem neuen ERP gearbeitet werden kann.
Ein ERP-System ist nur so gut, wie die Daten, mit denen es arbeitet. Die Datenmigration zählt daher zu den kritischsten Phasen jedes ERP-Projekts. Hier werden alle relevanten Informationen aus Altsystemen strukturiert, bereinigt und in das neue ERP-System überführt.
Eine professionelle Datenmigration reduziert Risiken, erhöht die Datenqualität und schafft die Grundlage für ein erfolgreiches Arbeiten im neuen System.
Ein ERP-System ist nur so gut wie seine Anwender. Ohne eine strukturierte Schulungsstrategie kann selbst die beste Software im Arbeitsalltag scheitern. Gut geschulte Mitarbeitende sorgen für fehlerfreie Prozesse, eine höhere Systemakzeptanz und langfristige Effizienz.
Nicht alle Nutzer benötigen dieselben Informationen. Ein effektives Schulungskonzept berücksichtigt die spezifischen Anforderungen der jeweiligen Abteilung. So lernen Lagermitarbeiter andere Funktionen als Buchhalter oder Vertriebsmitarbeiter. Diese rollenspezifische Differenzierung sorgt für Relevanz und Praxistauglichkeit.
Eine reine Präsenzschulung reicht in modernen Arbeitsumgebungen oft nicht aus. Unternehmen sollten deshalb auf einen Methodenmix setzen. Live-Schulungen, die durch E-Learning-Plattformen, kurze Video-Tutorials oder digitale Handbücher ergänzt werden, ermöglichen individuelles Lernen im eigenen Tempo. In-App-Hilfen und Tooltips im System selbst unterstützen zudem direkt bei der Anwendung.
Besonders bewährt hat sich der Aufbau eines Key-User-Netzwerks. Diese besonders geschulten Mitarbeitenden fungieren als Multiplikatoren im Unternehmen. Sie unterstützen Teams bei Fragen, geben Wissen weiter und tragen aktiv zur Akzeptanz bei. Idealerweise werden Key-User bereits früh in die Implementierung einbezogen.
Um zu vermeiden, dass Schulungsinhalte verloren gehen, empfiehlt sich der Aufbau einer ERP-Wissensdatenbank. Diese enthält Prozessdokumentationen, Schritt-für-Schritt-Anleitungen, FAQs und Best Practices, die jederzeit von allen Mitarbeitenden abgerufen werden können. Das reduziert Rückfragen und fördert eigenständiges Arbeiten mit dem System.
Bevor ein ERP-System in den Live-Betrieb geht, muss es umfangreich getestet werden. Nur so lassen sich Fehlerquellen frühzeitig erkennen und der tatsächliche Systembetrieb realistisch simulieren. Tests schützen vor kostspieligen Problemen nach dem Go-Live.
Zunächst werden sogenannte Unit-Tests durchgeführt. Dabei testet man einzelne Funktionen, wie z. B. die korrekte Steuerberechnung oder die Anlage eines Kundenauftrags. Im Anschluss folgen Modultests, die komplette Prozessketten innerhalb eines Funktionsbereichs abbilden – etwa den kompletten Verkaufsprozess vom Angebot bis zur Rechnung.
Besonders kritisch sind Integrationstests. Hier wird überprüft, ob alle Module und Systeme korrekt miteinander kommunizieren. Das ist besonders wichtig, wenn Drittsoftware wie CRM-, DMS- oder E-Commerce-Systeme angebunden sind. Nur wenn der Datenfluss reibungslos funktioniert, kann das ERP effizient arbeiten.
In einem kontrollierten Pilotbetrieb testen ausgewählte Nutzergruppen das System unter realen Bedingungen – oft zunächst in einer Abteilung oder mit einem eingeschränkten Funktionsumfang. Dabei werden nicht nur technische, sondern auch organisatorische Schwächen sichtbar. Die Rückmeldungen aus dem Pilotbetrieb sind wertvoll für die letzte Optimierungsrunde vor dem offiziellen Start.
Auf Basis der Testergebnisse werden Konfigurationen angepasst, fehlerhafte Prozesse überarbeitet und Benutzerhinweise ergänzt. Erst wenn alle Beteiligten zufrieden sind und keine kritischen Fehler mehr auftreten, erfolgt die Freigabe für den Produktivbetrieb.
Ein strukturierter Test- und Pilotbetrieb ist der letzte Schritt vor dem Go-Live – und entscheidet oft über Erfolg oder Misserfolg der gesamten ERP-Einführung.
Bevor das neue ERP-System live geschaltet wird, erfolgt die finale Datenübernahme. Hierbei werden alle aktualisierten Stammdaten, Bewegungsdaten und offenen Posten aus dem Altsystem übertragen. Unmittelbar danach werden umfassende Tests durchgeführt, um die Systemintegrität, Vollständigkeit und Funktionsfähigkeit zu verifizieren. Erst wenn alle Freigaben vorliegen, wird der Livebetrieb gestartet.
Ein professioneller Go-Live benötigt ein aktiviertes Supportkonzept. Dazu gehören eine zentrale Hotline oder ein Ticketsystem für erste Rückfragen, Superuser in den Fachabteilungen sowie ein klar definierter Eskalationsplan, falls schwerwiegende Probleme auftreten. Schnelle Reaktionszeiten und klare Verantwortlichkeiten helfen, den laufenden Betrieb abzusichern.
Wichtiger Erfolgsfaktor ist die rechtzeitige und umfassende Kommunikation. Alle Mitarbeitenden müssen wissen, wann und wie das neue System in Betrieb geht, was sich für sie konkret ändert und an wen sie sich bei Fragen wenden können. Oft empfiehlt sich ein internes Kommunikationspaket mit FAQs, kurzen Videoanleitungen und Checklisten.
Nach dem Start ist mit Fehlern und Rückfragen zu rechnen. Entscheidend ist, diese systematisch zu dokumentieren und strukturiert abzuarbeiten. Ein zentrales Fehler- und Anfrageprotokoll, kombiniert mit einem klaren Priorisierungssystem, sorgt für Übersicht und schnelles Handeln.
Ein durchdachter Go-Live ist keine Frage des Zufalls, sondern das Ergebnis guter Planung. Wer diese Phase aktiv gestaltet, schafft Vertrauen bei den Mitarbeitenden und eine stabile Grundlage für den weiteren Betrieb.
Nach dem Go-Live ist vor der Optimierung. Ein modernes ERP-System ist kein statisches Werkzeug, sondern eine dynamische Plattform, die regelmäßig weiterentwickelt werden sollte – sowohl technisch als auch organisatorisch.
Direkt nach dem Start empfiehlt es sich, strukturiert Feedback einzuholen. Das kann über gezielte Umfragen, persönliche Feedbackrunden oder anonyme Rückmeldungen erfolgen. Die Erfahrungen der Nutzerinnen und Nutzer sind ein wertvoller Indikator für Usability, Prozesslogik und mögliche Schwachstellen.
Zudem sollte das Monitoring relevanter KPIs (Key Performance Indicators) etabliert werden. Stimmen Buchungsquoten, Bearbeitungszeiten und Bestellzyklen mit den erwarteten Zielen überein? Wenn nicht, sind Ursachenanalyse und Anpassung notwendig – sei es im System oder im Prozess.
In vielen Fällen zeigt sich im Echtbetrieb, dass Mitarbeitende noch unsicher im Umgang mit bestimmten Funktionen sind. Hier bieten sich gezielte Nachschulungen oder Auffrischungstrainings an – individuell oder abteilungsübergreifend. Neue Mitarbeitende sollten regelmäßig über strukturierte Onboarding-Trainings ins ERP eingeführt werden.
Je nach Projektumfang wird das ERP in einer Grundversion eingeführt – weitere Module und Funktionen können im laufenden Betrieb ergänzt werden, z. B. für Personalplanung, Produktionssteuerung oder Business Intelligence. Ein professionelles Release-Management sorgt dafür, dass Updates, neue Features und gesetzliche Anpassungen kontrolliert und geplant eingespielt werden.
Die Einführung eines ERP-Systems ist mehr als ein IT-Projekt, sie ist ein strategischer Hebel zur digitalen Transformation. Wer Planung, Einführung und Optimierung ganzheitlich denkt, stärkt Effizienz, Transparenz und Wettbewerbsfähigkeit. Die kontinuierliche Weiterentwicklung ist dabei kein Zusatz, sondern ein zentraler Bestandteil des Unternehmenserfolgs.
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ERP & CRM bilden die Grundlage eines digitalisierten Unternehmens. In diesem Artikel erfahren Sie, was sich hinter den Begriffen verbirgt, welche Faktoren bei der Einführung zu berücksichtigen sind...
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